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Die Neptunphase


Neptun gilt als Vernebler. Unter seinem Einfluss sind die Dinge konfus, konturlos, es fehlt an Struktur. Sehnsucht, meist nach Liebe und Partnerschaft, tritt auf. Manchmal kann man das, wonach man sich eigentlich sehnt, nicht einmal benennen.


Mit Neptun öffnet sich uns der ganze unendlich weite Kosmos, mit all seinen Möglichkeiten. Wir halten jeden Gedanken, jedes Gefühl und jede Idee für wahr. Es ist in dieser Zeit sehr schwer zu unterscheiden, was real und was Fiktion ist.


Neptun ist Illusion, (Selbst)-Täuschung, Träumerei, die spirituelle Suche und häufig auch Rückzug aus den weltlichen Dingen des Lebens. Wir brauchen Zeit zum Nachspüren unserer Emotionen, fürs Tagträumen und um auf einer neuen Ebene zu uns selbst zu finden. Denn in dieser Zeit, in der die Ratio quasi nicht funktioniert, lernen wir neue Anteile von uns kennen.


Wenn dich ein starker Neptun-Transit erfasst (--> Was Transite sind, kannst du in meinem Blog erfahren), kann es sein, dass du dich selbst nicht mehr kennst. Woher kommen all diese Gefühle und Ahnungen? Sind sie wahr oder nur eingebildet? Genau das ist schwierig zu unterscheiden. Mit Neptun sind wir - wie in einem Hollywoodfilm - mit allen denkbaren Fortsetzungen der Realität gleichzeitig konfrontiert und fühlen uns wie gelähmt, eine Entscheidung zu treffen. Der Weg vor deinen Füßen verschwimmt, der Blick Richtung Zukunft ist getrübt. Es ist der sprichwörtliche Nebel. Es geht in dieser Zeit auch meist nicht darum, klare Entscheidungen zu treffen oder neue Ziele anzuvisieren.

Es geht ums Fühlen!


Neptun ist der Herrscher des letzten Zeichens im Tierkreises: Fische. Wir sind im Element Wasser, das unsere Emotionen speichert.


Hier, wo sich der große Kreis von allem schließt, sich der Tropfen in den Ozean ergießt, das Werden und Vergehen aller Dinge liegt, hier finden wir auch noch andere Aspekte des Zeichens Fische und des Neptuns selbst: Die Sehnsucht nach Rückverbindung, nach Verschmelzung mit dem großen All-Eins, nach dem "Eins-werden" mit dem Kosmos oder uns zurück in den Mutterleib zu wünschen: Die reale Welt und ihre Härten nicht spüren zu müssen, keine Verantwortung für sich selbst und noch weniger für andere tragen zu müssen und der Wunsch wieder Kind zu sein, kann - unbewusst - sehr mächtig sein.


Ungeborgenheitsgefühle können aufsteigen. Tief vergraben hinter erwachsenen, bewussten, rationalen Anteilen bewahren wir sie auf - die Gefühle von Traurigkeit, verletzt worden sein und Alleinsein aus der Kindheit. Tendenziell führen solche Erfahrungen zu einem Außenseitergefühl im erwachsenen Leben. Unter Neptun treten diese Gefühle maskiert hervor, bleiben schwer einordbar, wollen aber dennoch gesehen und umarmt werden. Es kann uns unangenehm sein oder der erwachsene Anteil kennt keinen Umgang damit, so dass wir dazu neigen, sie möglichst zu vermeiden.


Neptun führt uns in zwei Richtungen:

Die positiv erlebte, konstruktive Seite ist, dass du eine Antenne nach oben hast! Du wirst vielleicht überflutet von großen Bildern und Ideen, bist unglaublich kreativ und schöpferisch. Bist du Künstler? Diese Phase ist phantastisch! Du bringst Dinge zustande, zu denen du sonst nicht in der Lage bist. Du fühlst dich als Werkzeug des Kosmos! Es fließt durch dich hindurch, du bist nicht Schöpfer, du bist Kanal!

Die eher destruktive Seite, weil sie dem Weltlichen so entgegensteht, ist der Phlegmatismus, die Prokrastination, die Lethargie, die Antriebslosigkeit. Du kannst dich schwer zu rein praktischen Dingen aufraffen, möchtest am liebsten in den Tag hinein leben und wünscht dir vielleicht jemanden an deiner Seite, der einfach für dich sorgt. Du möchtest dich geborgen und versorgt fühlen. Alltägliche Dinge können in dieser Phase schwerfallen.


In einer Neptunphase (aber auch in der Fische-Betonung an sich und einem starken Neptun im Geburtshoroskop) liegen auch die Süchte. Sie sind letztlich eine Weltflucht: Man möchte die irdischen Härten nicht spüren, sich ihnen nicht stellen, keine Verantwortung tragen. Man fühlt sich als Opfer der Umstände, der Vergangenheit - eine Form der Selbstaufgabe, in der man nicht mehr das Gefühl hat, Schöpfer der eigenen Realität zu sein. Dies zu durchschauen ist oft ein schwieriger Prozess, doch es liegt Heilung in dem Annehmen des eigenen Lebens und dem in die Verantwortung gehen für das eigene Seelenheil. Hier spielt sich abermals der Saturn-Archetyp als Gegenspieler aus (→ mehr dazu im Blog zur Saturnphase).

Doch sind die Suchtthemen Ausdruck einer Extremform, die natürlich nicht jeder in so einer Phase des Neptuns erlebt!


Rückzug ist ein anderes sehr verbreitetes Phänomen in einer Neptunphase. Und es ist gut, sich so viel Zeit wie möglich zu nehmen, um dem auch nachzugeben. - Etwas in dir sortiert sich neu, reift, du kannst es als Cocoon-Phase betrachten, in der etwas Altes verarbeitet werden möchte und etwas Neues reift und entsteht! Dich selbst durch deinen Alltag zu peitschen, ist kontraproduktiv. Es ist nebenbei auch wichtig, diese Wünsche nach Rückzug, Ruhe, Alleinsein nicht negativ zu bewerten. Das Leben schwingt in Phasen und dies ist eine davon. Eine notwendige!


Was auch unter entsprechendem Neptun-Einfluss sehr häufig vorkommt ist: Man verliebt sich unsterblich in eine Person.


Diese Liebe ist nicht von dieser Welt, aber anders als unter Pluto-Einfluss. Pluto macht eher eine Besessenheit und hat mehr mit Macht-/Ohnmacht-Themen zu tun. Neptun ist die unerreichbare Liebe, die große idealisierte Vision der Liebe. Oft ist der ersehnte Partner nicht erreichbar. Er ist in einer anderen Beziehung: die klassische Affäre! Oder er lebt in einem anderen Teil der Welt und die Liebe kann deswegen nicht im Alltag gelebt werden. Auch sehr häufig ist der Traumpartner schwer in Suchtthemen verwickelt und man möchte ihn retten: die Co-Abhängigkeit. Manchmal liebt an auch schlichtweg heimlich und der Angebetete weiß gar nichts davon!

All diese Varianten können intensivste Gefühle hervorrufen. Und es geht auch nur um diese intensiven Gefühle, nicht um einen praktisch gelebten Beziehungsalltag. Schmachten und sich Verzehren ist das, was man fühlen möchte, ohne jedoch wirklich Gefahr zu laufen, sich ernsthaft und mit allen Konsequenzen zu binden. Der pragmatische und schnöde Alltag ist gar nicht so prickelnd wie die große, idealisierte Liebe es in ihren schönsten Bildern ausmalt! So funktionieren Rosamunde Pilcher-Filme ebenso wie Arztromane. Das neptunische Prinzip wird ausgereizt und Sehnsüchte geweckt! In der Epoche der Romantik müssen die Neptuneinflüsse im Kollektiv groß gewesen sein.


Neptun stellt ein Bild in uns her von der perfekten, der ideellen Version einer Sache

(ganz nach Platons idea). Wir wollen diesen Zustand gern erreichen, doch erwachen in einer Welt die das nicht bedient, die uns kühl und pragmatisch erscheint, die vielleicht auch gar nicht so große Werte hat: Gier nach Geld, Ausbeutung, Gewalt und solche Dinge kommen in der neptunischen Welt gar nicht vor.


Es ist die heile Welt, die uns verständlicherweise anzieht!


Und innerlich getragen von solchen edlen Werten sollten wir auch den Traum einer solchen schönen Welt nicht aufgeben und uns dennoch gleichzeitig bewusst sein, dass wir sie nicht wirklich erreichen werden, aber es gut ist, danach zu streben. Weil es Sinn gibt, weil es Nächstenliebe ist, weil wir vielleicht an der Himmelspforte von Petrus eines Tages gefragt werden, was wir in unserem Leben für andere getan haben.

Neptun hat auch diese Seite: den Altruismus, einem anderen helfen, uneigennützig und ohne Honorierung. Einfach weil es menschlich ist. Etwas, an das wir uns immer wieder erinnern dürfen!


Die Neptunphase also als eine Idealisierung unseres tiefsten Inneren zu begreifen, ist eine gute Möglichkeit, in dieser Zeit der Sinnsuche und dem Sterben nach höheren Zielen nachzukommen. Lass dich ein auf das pure Fließen lassen und das nicht Steuern und du wirst ganz Neues in dir und um dich herum zu sehen bekommen.


Nach dem Abklingen einer Neptunphase lichtet sich der Schleier und Klarheit kommt in deine Neuausrichtung. Plötzlich kennst du den Weg, den du mit neuen inneren Idealen mutig beschreitest!

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